Arbeitskreis Kleben

Leitung: Nicolas Wachter (Fa. seele GmbH)

Die im Bauwesen seit langem bewährten Silikonklebungen haben sich einen großen Einsatzbereich auf dem Gebiet des konstruktiven Glasbaus erobert. Sie dienen der Abdichtung von Wetterfugen und als Randverbund von Isolierglaseinheiten. Silikon hat das Potenzial, über diese Dichtwirkung hinaus tragende Funktionen z. B. bei Glasfassaden-Konstruktionen zu übernehmen. Die Europäische Technische Leitlinie ETAG 002 regelt derzeit konstruktive Randbedingungen und Bemessungsverfahren für Silikonfugen bei linienförmigen Verklebungen im Bereich des konstruktiven Glasbaus. Ergänzt wird die ETAG 002 seit wenigen Jahren durch die branchenübergreifende DIN 2304-1, welche die Fügetechnik Kleben maßgeblich in Hinblick auf die Sicherstellung einer reproduzierbaren Prozesskette betrachtet. Unsicherheiten beim Tragverhalten von Silikonklebungen im konstruktiven Glasbau werden bis heute durch Methodenfaktoren erfasst, die größtenteils eine geringe theoretische Ausnutzung von Silikonklebungen nach sich ziehen. Umfangreiche Forschungstätigkeiten auf dem Gebiet der Klebetechnik im konstruktiven Glasbau haben in den vergangenen Jahren zu exakteren Kenntnissen in Hinblick auf Tragprinzipien, Dauerhaftigkeiten sowie Alterungsbeständigkeit von Silikonfugen geführt.

Der Arbeitskreis Kleben unterstützt aktiv dabei, Berechnungs- und Bemessungsergebnisse aus der Forschung derart aufzubereiten, dass sie in der Praxis anwendbar sind und Eingang in die Normung und technischen Regelwerke finden können. Ziel ist, Bemessungsgrundlagen für ingenieurmäßig geplante, einfache und komplexere Fugengeometrien zu schaffen. Angestrebt wird die Möglichkeit, Klebefugengeometrien frei zu gestalten und sie hinsichtlich eines möglichst günstigen Versagensmechanismus zu optimieren. Für den Entwurf beliebiger Klebungen sollen einfache Formeln und Kennwerte zur Verfügung stehen. Damit könnten auch die Versuchsreihen neuer Verbindungsgeometrien für innovative Glaskonstruktionen deutlich reduziert werden.

Darüber hinaus werden unter Heranziehen von Forschungsaktivitäten (SHM – Structural Health Monitoring) Monitoringkonzepte ausgearbeitet, mit deren Hilfe eingebaute Klebefugen zerstörungsfrei hinsichtlich ihrer Standsicherheit bewertet und somit Versagensrisiken mit hinreichender Genauigkeit vorhergesagt werden können.

Neben der Betrachtung des mechanischen Verhaltens von Silikonklebungen, bringen sich ändernde architektonische Anforderungen ebenso ergänzend Fragen bzgl. alternativer Klebstoffe mit. Als Alternative zum bewährten Silikon sind zum Beispiel Themen hinsichtlich der Anwendbarkeit von glasklaren MS-Polymeren für den Einsatz im konstruktiven Glasbau offen, um ggf. die Anforderung an transparente, strukturelle Klebefugen zu erfüllen. Alternative Materialien wie Messing und Bronze sowie pulverbeschichtete Oberflächen werfen u. a. Fragen bezüglich praxisgerechter Eignungsprüfung sowie geeigneter produktionsbegleitender Qualitätssicherung auf. Der Arbeitskreis zielt darauf ab, entsprechende Daten und Informationen zu relevanten Klebstoffen konzentriert zur Verfügung zu stellen sowie die Planung und Ausführung mit alternativen Klebstoffen und Substraten zu unterstützen.

Carrousel du louvre, Paris
© Verrotec
Zugversuch, © Verrotec
Haftprüfung Klebeband, © Verrotec
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